Was wäre Analogfotografie ohne den Klassiker des Mittelformats. Die Mamiya M645 1000s wurde von 1976 bis 1990 bebaut. Die Kamera ist der Nachfolger der M645 die von 1975 bis 1978 hergestellt wurde. Sie war das erste Modell von Mamiya für das Mittelformat 6×4,5 auf 120 Rollfilm.
Innovativ waren die Spiegelverriegelung, austauschbare Sucher und Objektive. Der elektronische Schlitzverschluss erlaubte Verschlusszeiten von 1/500 bis hin zu 8 Sekunden. Das Nachfolgemodell, die Mamiya M645 1000s, erlaubte hingegen als kürzeste Verschlusszeit 1/1000 Sekunde, was sich im Namen widerspiegelte. Auch verfügte die 1000s über einen Selbstauslöser und eine Abblendtaste zur Beurteilung der Tiefenschärfe. Soviel zu den Modellen.
Nach meinen TLRs Lipca Rollop und Rolleiflex 3.5 stand mir der Sinn nach einem weiteren Klassiker des Mittelformats. Ganz oben auf der „haben wollen“ Liste steht natürlich eine Hasselblad – aber die Preise! So entschied ich mich für eine Mamiya die, mit ein bisschen Glück, in der Bucht günstig zu schießen sind. Nach diversen Geboten auf die verschiedenen Angebote hatte ich dann Glück und habe, zu einem wirklich guten Preis, eine ersteigern können.
Wie immer liegen Freud und Leid bei Artikeln aus der Bucht dicht beieinander. So musste ich feststellen, dass die Blendenlamellen im Objektiv durch altes Öl verklebt waren. Zur Option stand also ein neues Objektiv shoppen oder die Reparatur. Die Entscheidung fiel leicht. Nach meinen Erfahrungen mit der Rolleiflex und ihrem verklebten Verschluss kann das auch nicht komplizierter sein und wenn es nicht klappt, hab ich nichts verloren. Also erstmal googeln und dann ran an die Schrauben.
Reparatur des Mamiya Sektor C 80mm f2.8
Das ganze ging leichter von der Hand als ich erwartet hatte. Anders als bei der Rolleiflex waren die mechanischen Elemente überschaubar und ich war so im Flow, dass ich gar nicht daran dachte, die einzelnen Schritte näher zu dokumentieren. So gibt es nur ein paar mit dem Smartphone aufgenommene schlechte Fotos. Ich versuche gar nicht erst die Reparaturschritte zu erklären sondern verlinke gleich zum entsprechenden Youtube Video. Anscheinend kann mikeno62 alles reparieren. Von ihm ist auch das Video, welches mir bei meiner Rolleiflex geholfen hatte. Jetzt sollte den ersten Fotos mit der Mamiya nichts mehr im Weg stehen.
Erste Fotos mit der Mamiya M645 1000s
Das große Beitragsfoto zeigt meine Mamiya bei der Aufnahme der Elbphilharmonie in Hamburg. Wie unschwer zu erkennen, zeigt der Schachtsucher wie auch bei den TLRs, das Bild spiegelverkehrt. Es braucht schon ein bisschen Übung um die Kamera auszurichten. Als Film hatte ich einen Ilford HP5 Plus 400 gewählt, um auch in der Dämmerung bzw. zur blauen Stunde noch genügend Reserven zu haben. Mal eben die ISO hochdrehen ist ja nicht. Wo wir auch schon beim Problem der Belichtungsmessung sind.
Die Belichtungsmessung
Wie es sich gehört, habe ich ich einen Handbelichtungsmesser. Einen „Gossen Sixtomat Digital“, den ich auch für meinen Aufnahmen mit den TLRs nutze. Ich versuche zuerst die Belichtung anhand der „Sunny Sixteen“ Regel einzuschätzen. Da mir hierbei jedoch noch ein wenig Routine fehlt, prüfe ich meine Einschätzung immer noch einmal nach. Hierzu nutze ich dann den Gossen.
Oft kommen mir die Werte nicht geheuer vor und ich prüfe die gemessenen Werte nochmal mit der Smartphone App „Luxmeter“. Wenn sich hier sehr unterschiedliche Werte ergeben, nehme ich tatsächlich noch die DSLR aus der Tasche und schaue was die so misst. Verrückt! Aber es ist schon krass, wie wenig Gedanken man sich mit einer DSLR über die korrekte Belichtung macht. Ich habe für die Mamiya zwar einen AE Prismensucher, der mit TTL Messung die Kamera zu einem Zeitautomaten macht aber das wäre dann Automatik und keine Herausforderung.
Im Format 6×4,5 macht die Mamiya 15 Aufnahmen. Das ist nicht wirklich viel, wenn man noch die eine oder andere Belichtungseinstellung vornehmen möchte. Hinzu kommt noch, dass die Aufnahmen nicht einmal betrachtet werden können. So ist es für einen Anfänger wie mich, immer ein bisschen Gefühls- und am Ende auch Glückssache wenn die Fotos gelungen sind. Ich finde das von der Elbphilharmonie ist für den Anfang gar nicht so schlecht und darf gezeigt werden.
Für meine nächsten versuche habe ich mich wieder für den Ilford FP4 Plus 120 entschieden. Dieser und der Ilford Delta 100 Pro entwickeln sich irgendwie zu meinen Lieblingsfilmen. So um die ISO 100 komme ich am besten klar.
Die Mamiya macht einfach Spaß.
Nur das Mitschleppen ist so eine Sache. Die Kamera wiegt immerhin ca. 1,6 Kilo! Im Urlaub zusätzlich zur DSLR Ausrüstung über den Tag tragen, entfällt. Ich packe sie also nur mit ein, wenn ich mit dem Auto zu einer bestimmten Location fahre.
So geschehen bei einem Kurztrip nach Rügen. Hier reizten mich zum einen die Motive der Seebrücke Sellin und der alte Peilturm auf Kap Arkona, um neben den digitalen auch noch analoge Aufnahmen zu machen. Besonders spannend ist es wenn die Fotos entwickelt sind, man sie mit den Digitalen vergleicht und sich der völlig anderen Bildsprache der analogen Fotos bewusst wird.
Kap Arkona an der Nordspitze der Insel Rügen ist bekannt für seine zwei Leuchttürme, dem Peilturm und die Königstreppe. Die Königstreppe, die mit ihren 230 Stufen gut 40 Meter die Steilküste hinunterführt, ist nach einen tragischen Todesfall am 2. Weihnachtstag 2011, bis heute gesperrt.
Nicht weit vom Unglücksort befindet sich die Ruine des alten Peilturms. Es beschleicht einen schon ein ungutes Gefühl an diesem Ort.
Einen schönen Erfahrungsbericht über die Kamera gibt es auch auf dem Blog von Mittenkontakt.de. Ich werde mich als nächstes mal an Langzeitbelichtungen versuchen. Schuldig bin ich natürlich auch noch die ersten Aufnahmen meiner reparierten Rolleiflex 3.5 und wie ich meine Negative digitalisiere. Da hat ja auch jeder seine eigene Vorgehensweise.
Hallo Frank!
Ich habe mir vor einigen Jahren ebenfalls eine M645 1000S aus der Bucht gezogen. War damals meine erste Mamiya und sie war einfach günstiger als eine R67 oder andere. Aber mittlerweile gehört sie definitiv zu meinen Lieblings-Mittelformatkameras. Ich finde sie einfach sehr kompakt. Noch kompakter als die Hasselblad 500 C/M, welche ich eigentlich wegen des Magazins bevorzuge. Nach dem Lesen deines Beitrags habe ich richtig Lust bekommen, sie mal wieder aus dem Schrank zu holen! Danke!
Hallo Michael,
vielen Dank für die netten Worte.